Monday, September 22, 2014
Tastetastetaste
Die Schwierigkeit, auf audiovisuellem Wege das Multisensoriale 'darzustellen' (oder besser:
aufzugreifen, zu beleuchten) … mit dem Blog Inter\Output stehe ich gewissemaßen vor dem
gleichen Problem wie Adam Geczky und Thomas Gerwin mit ihrer Videoarbeit »Eateateat«.
Der technisch vermittelte Blick (von außen) auf das Schmecken, also auf die Gestik und Mimik
und Verrichtung der Nahrungsaufnahme, führt weiter weg von der tatsächlichen Schmeck-Erfahrung
als etwa der direkte (aber distanzierte) Anblick eines Apfels oder eines verpackten Bonbons.
Der eher anthropologische Blick, sowie der technisch-mediale (zudem zeitmanipulierte)
Charakter lenken unsere Betrachtung unweigerlich in eine analytische Ebene.
Die immersive Sinnerserfahrung, die sich der intellektuellen Kontrolle zunächst entziehenden
Eindrücke des Geschmacks, des Geruchs, des Tastens, des Schmerzes, des Ekels wie auch der
somatischen Wohligkeit werden verstellt oder abgekoppelt, wenn das technisch-analytische
Bild den unverwandten und kontextbefreiten Körper zeigt. …. Zumindest außerhalb von
Extremsituationen, in der 'comfort zone' der unaufgeregten Bildhaftigkeit.
Der Schlüssel zum Mit-Empfinden, zur Sinnes-Empathie gegenüber dem abgebildeten
Abwesenden (dem mittelbaren Subjekt) wäre immer die Narration.
Da 'wir' in der Medienkunst uns der Narration – oft, nicht immer – aus mehr oder weniger
triftigen Gründen – verwehren, und somit der spielfilmartigen mittelbaren Empathie gegenüber
fiktiven oder realen Subjekten, kann diese Form der audiovisuellen Betrachtung vor allem eines
leisten: Selbstbeobachtung.
Die Selbstbeobachtung des Betrachters kann hier auf einen gewissen Erfahrungsabgleich
gerichtet werden, sowie auf eine Reflektion über den analytischen Blick < versus > sensitive
(Re-)Konstruktion.
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